der wolf im mittelalter
Lateinischer Name: Lupus
Andere Namen: Leu, Lou, Loup, Lup
Wenn ein Wolf einen Mann sieht,
bevor der Mann den Wolf erblick,
wird der Mann seine Stimme verlieren.
Damit herzlich willkommen zu
BESTIARIUM WOLF
MITTELALTERLICHER ABERGLAUBE
Auch heute ist Aberglaube weit verbreitet, besonders in den südlichen Ländern.
So wurde meine Mutter in Griechenland von ihrer Nachbarin aufgefordert, meine ganze Babykleidung in strömendem Wasser zu waschen, um die Geister daraus zu vertreiben. Am besten im nahe gelegenen Bach zwischen Fröschen, Krebsen und anderem Kriechgetier.
Meine Mutter antwortete dagegen ganz gelassen, dass sie strömendes Wasser auch in der Waschmaschine habe.
Jeder, der jetzt die Arme überkreuzt und sich ganz klar für nicht abergläubisch hält:
An so etwas wie Glück und Pech zu glauben, ist ebenso abergläubisch.
Was genau ist denn Glück oder Pech?
Ein Geist? Eine überirdische Macht?
Wer hat sie ins Leben gerufen?
Wer bestimmt darüber?
Was ist der Daseinszweck von Glück und Pech?
Die meisten haben sich über die Fragen keinerlei Gedanken gemacht, da wir diese Dinge bereits von klein auf eingetrichtert bekommen, lange bevor wir in der Lage sind, über einen rationalen Ursprung nachzudenken.
Gedankenlos übernehmen wir Ausdrücke wie
„Pech gehabt“ oder „da hattest du aber Schwein“.
Jede Kultur hat seinen eigenen Aberglauben. Im Laufe unseres Lebens neigen wir dazu, sogar unseren eigenen, ganz individuellen Aberglauben aufzubauen, weil wir Situationen, die uns emotional tief ergreifen, in unserem Gedächtnis verankern.
Wichtiger ist zu fragen:
Woher rührt der Wunsch nach Aberglaube?
Wenn wir ehrlich sind, leben wir in einer Welt des Chaos und der vollkommen Ungewissheit.
Wir wissen nicht, was uns morgen, ja nicht einmal in der nächsten Minute erwartet.
Wir können es abschätzen, vermuten
– was wir auch unermüdlich tun, sonst würden wir verrückt werden –
doch wissen tun wir es nicht.
Von einer Sekunde auf die nächste kann uns eine Naturkatastrophe heimsuchen,
eine Krankheit uns befallen oder ein Unfall sich ereignen.
Oftmals, wenn nicht gar immer, scheint nichts einen Sinn zu ergeben,
das Leben ist wahllos grausam, um dann wieder herrlich zu sein.
Jeder Mensch kann Qualen ertragen, wenn er weiß, was ihn erwartet und vor allem, wie lange.
Womit der Mensch nicht umgehen kann und demnach die größte Folter darstellt,
ist Ungewissheit.
In dieser Welt des Chaos sehnen wir uns nach Ordnung. Nach festen Regeln, an die wir uns halten können und die uns beschützen.
So wirkt es tröstend und beruhigend, Salz quer über die Schwelle zu streuen im Glauben, es würde den Teufel aussperren. Warum es dem Teufel, dem Herrscher der Unterwelt, jucken sollte, ob ein paar Salzkörner im Weg liegen, ist eine andere Frage.
Die Wirkung auf den Abergläubischen jedoch ist deutlich erkennen: er geht beruhigt ins Bett und schlummert friedlich.
Damit kehren wir zum eigentlichen Thema zurück:
dem mittelalterlichen Aberglauben
Zur damaligen Zeit war das Leben noch ungewisser als heute.
Seuchen, Missernten und blutige Kriege zerrütten abwechselnd
und oft genug auch gleichzeitig das Land.
Hinzu kommt, dass viele Bereiche,
die heute von der Wissenschaft durchleuchtet sind,
damals in vollkommener Dunkelheit lagen.
So auch der Wolf.
Im Wunsch, ihn besser zu verstehen und sich vor ihm schützen zu können, entstand der Aberglaube rund um ihn.
Lasst uns zurückgehen in eine Welt,
in der man von einem finsteren Kreis des Mystischen umgeben war.
Wenn ein Mann zuerst einen Wolf sieht,
ist der Wolf nicht länger gewalttätig.
Der Ursprung dieses Aberglaubens war vermutlich, dass Menschen oftmals Wölfen begegnet sind, die friedvoll waren.
Da es einen Widerspruch zu dem allgemein bösartigen Bild des Wolfes darstellte, musste seine Arglosigkeit irgendwie erklärt werden.
Wenn der Mann seine Stimme wegen des Wolfs verliert,
muss er seine Kleidung ablegen
und zwei Steine aneinanderschlagen,
das wird den Wolf vom Angreifen abhalten.
Lärm zu machen ist in diesem Fall wahrhaftig eine gute Strategie,
um einen Wolf zu verjagen.
Sich vorher auszuziehen,
wird den Wolf höchstens irritieren.
Um diesen Aberglauben zu verstehen, muss man wissen,
dass der Wolf im Mittelalter
als Symbol für den Teufel stand.
So wie der Mann, der seine Stimme durch einen Wolf verloren hat,
sich wieder heilen kann,
so kann auch der Mensch, der vom Teufel verführt wurde,
seine Sünde mit der Buße reinwaschen.
Wölfe leben von ihrer Beute, von der Erde und manchmal vom Wind.
Wenn der Wolf sich in eine Schafsherde einschleicht,
verhält es sich wie ein zahmer Hund und kommt in entgegengesetzter Windrichtung,
damit die Schäferhunde seinen teuflischen Atem nicht wittern.
Auch hier haben wir wieder einen Bezug zu Satan.
Wie der Wolf, sieht der Teufel die Menschen als Beute an
und dringt in die Herde der Gläubigen ein.
Wenn der Wolf beim Anschleichen auf einen Zweig tritt,
bestraft es sich selbst und beißt sich in die Pfote.
Der Wolf ist gerissen.
Er jagt nicht in der Nähe seiner Welpen, sondern legt weite Strecken zurück, um Beute zu finden.
Wenn ein Wolf in eine Falle tritt, verstümmelt er sich lieber, als sich fangen zu lassen.
Wölfe haben eine übernatürliche Kraft in ihren Pfoten, alles, worauf sie treten, stirbt.
Sie sind unfähig, ihren Hals zurückzudrehen,
sie sind dazu gezwungen, ihren ganzen Körper zu drehen, um nach hinten zu blicken.
Für uns ist deutlich, dass der letzte Punkt nicht stimmt.
Doch auch dieser Aberglaube hat eine tiefere Bedeutung und steht in Verbindung mit dem Teufel.
Der Wolf kann seinen Hals nicht drehen,
so wie auch der Teufel sich niemals in die Richtung von Edelmut und Liebe wenden kann.
Jetzt wird es magisch:
Die Haare an der Spitze des Wolfsschweifs können genutzten werden für einen Liebestrank.
Doch wenn der Wolf in Gefahr gerät, gefangen zu werden,
beißt er sich die Haare ab, sodass der Mensch nicht in dessen Besitz kommt.
Selbst wenn man es schafft, daran zu kommen,
ist es nur wirkungsvoll, solange der Wolf noch am Leben ist.
Die Wölfe in Äthiopien, so wird gesagt, haben Mähnen in allerlei bunten Farben,
die sie so hoch aufstellen können, dass es erscheint als hätten sie Flügel.
(Dieses Bild lasse ich von Deiner Fantasie ausmalen)
Wölfe paaren sich nur zwölf Tage im Jahr.
Die Wölfin gebärt am Anfang des Frühlings im Mai,
wenn es zum ersten Mal donnert.
Abgesehen vom Donner ist dieser Punkt richtig, was bedeutet, dass es damals schon Tierforscher gab.
Dazu ist diese Beobachtung sehr alt und stammt von Pliny the Elder aus dem 1. Jahrhundert.
Es mag sich viel seit dem Mittelalter verändert haben.
Doch eins ist durch die Jahrhunderte gleich geblieben:
Die Faszination, die der Wolf in uns auslöst.
Zwar rankt sich nicht mehr so viel Aberglaube rund um den Wolf,
doch dafür spinnen wir ganz neue Mysterien um ihn in Literatur und Film.
Auch meine Wenigkeit ließ sich inspirieren zu der Romanserie
"Die Blutwölfe" mit dem ersten Teil:
bedeutet auf Latein:
Seele, dem Mond zugehörig
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