RATTENKÖNIG
Was ist ein Rattenkönig?
Handelt es sich um eine Art Herrenratte, die über andere bestimmt?
Ist es eine Superrasse unter den Ratten?
Oder eine Rattenart, die andere dominiert?
Leider hat dieses Phänomen
nichts Königliches oder Herrschaftliches an sich.
Es handelt sich sogar um
ein ziemlich ekliges, aber höchst interessantes Mysterium,
das viele Fragen aufwirft.
Ausnahmsweise bin ich auf diese - sagen wir mal - Besonderheit nicht bei meinen Recherchen gestoßen, sondern habe es mit eigenen Augen gesehen.
Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich vor der ausgeleuchteten Vitrine stand und mich fragte,
„Was …? Wie …? He?“
Und dann noch „bläh“, weil es mich beim Anblick geschüttelt hat.
Nun habe ich euch lang genug auf die Folter gespannt, mag es auch eine sehr mittelalterliche Methode sein (Erinnerung: Streckbank).
Ein Rattenkönig sind mehrere an den Schwänzen verknotete und verklebte Ratten.
Dieses seltene Phänomen ist vor allem bei Hausratten zu beobachten.
(Copyright: Von Edelseider, derivative work Lämpel - Eigenes Werk, CC-BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=65433907)
Wie entsteht so etwas?
Wie es dazu kommen kann, ist noch ungeklärt.
Es können nur Vermutungen angestellt werden.
Manche Quellen beschreiben die Entstehung, dass sich die Schwänze mehrerer Ratten verknoten und die Tiere anschließend durch Blut, Schmutz und Exkremente an Beinen und Flanken verkleben.
Also eine ganz leckere Angelegenheit.
Es wird noch besser:
Im Versuch, sich zu befreien, brechen die Schwänze mehrfach.
Doch obgleich ihrer Bemühungen, die Schwänze bleiben untrennbar miteinander verwachsen.
Der Rattenkönig in Formalin, zoologisches Museeum Göttingen
Jedoch wird diese Spekulation nicht durch die Funde bewiesen.
Bislang sind nur durch Verknotung verbundene Ratten aufgetreten, keine, die allein durch Verklebung zusammengewachsen sind.
Einzige Ausnahme, der Rattenkönig von Altenburg, wie hier im Bild zu sehen. In diesem kleben die Nager durch Mumifizierung zusammen.
Ich sagte doch, es wird noch besser.
Was ist die Ursache?
Als Ursache wird vermutet, dass die Bauten zu eng sind. Darin liegen vor allem die Jungtiere sehr nah zusammen. So kann es zu den Verknotungen, Verklebungen und Verletzungen kommen.
Allerdings bestehen keine wissenschaftlichen Untersuchungen, welche die natürliche Entstehung der Funde zweifelsfrei nachweisen.
Viele Quellen gehen von einer menschlichen Manipulation aus.
Der weit verbreitete Hass auf die Ratten, die Krankheiten verbreiteten und sich sowohl an den Vorräten wie auch am lebenden Vieh gütlich taten, spricht zusätzlich für diese Theorie.
Doch auch das wurde nie bewiesen.
Viele Rattenkönige wurden mit noch lebendigen Tieren gefunden. Wenn es sich dabei um Manipulation handelt, dann war das gewiss kein leichtes Unterfangen.
Von wo stammen die Funde?
Nur innerhalb Mitteleuropas, Frankreich, dem Baltikum und Dänemark wurden Rattenkönige thematisiert und Funde ausgestellt.
Einzige Ausnahme: ein Fund auf Java.
Die meisten Entdeckungen wurden in Deutschland gemacht.
Weitere Besonderheiten, die das ganze Phänomen noch seltsamer machen.
Der Rattenhass war auch in Ländern darüber hinaus verbreitet, Leute, die bei ihren Streichen keinen Halt vor Tierquälerei machen, sind auf der ganzen Welt verbreitet.
Also warum treten Rattenkönige nur in dieser Region auf?
Wenn es sich um eine natürliche Entstehung handelt, wieso waren dann keine Ratten in anderen Ländern betroffen?
Rattenplagen gab es überall. Es scheint fast, als laste ein Fluch auf diesen Tieren und besonders schwer auf den deutschen Ratten.
Seit wann gibt es Funde?
Der früheste detaillierte Bericht über Rattenkönige stammt vom 1564.
Doch auch schon im Mittelalter gab es Berichte von ihnen.
Ab dem 18. Jahrhundert tritt das Phänomen immer seltener auf.
Erklärt wird der Rückgang der Funde, vor allem seit Beginn des 20. Jahrhunderts durch die erhöhte Hygiene, doch auch durch die Verdrängung der Hausratte durch die widerstandsfähige Wanderratte.
Dennoch treten Rattenkönige auch heute noch auf.
Der jüngste Fund wurde am 16. Januar 2005 im estnischen Kreis Võru gemacht.
Wie haben die Menschen auf so einen lebendigen Rattenkönig reagiert?
Die meisten haben die verfangenen Ratten aus Angst und Aberglauben umgehend erschlagen.
Es galt als sehr böses Omen und sagte den Ausbruch einer Seuche voraus. Oft traf das auch zu, da Rattenkönige vermehrt dann auftreten, wenn sich zu viel Tiere zusammenrotten und die Baue zu beengt sind.
Zusammen mit der Anzahl der Ratten wächst auch die Gefahr der Infizierung, wie beispielsweise mit der Pest, die durch die Flöhe der Nager verbreitet wird.
Wie groß konnte so ein Rattenkönig sein?
Der größte bekannte Rattenkönig besteht aus 32 Ratten.
In der Regel sind es jedoch weit weniger, etwa 6 bis 10 Tiere.
Die Anzahl der Entdeckungen insgesamt schwankt, je nach Wahrheitsgehalt der Quellen, zwischen 35 und 50 Funde.
Woher kommt der Name?
Der Name stammt aus der Frühneuzeit.
Damals wurde angenommen, dass der Herrscher des Rattenstammes auf seinen Artgenossen „throne“.
Game of Thrones mal in einer ganz anderen Variante.
(Copyright: httpswww.dewezet.dehintergrundhintergrund-seite_artikel,-unheimlicher-rattenkoenig-_arid,2326466.html)
Da die Wissenschaft keine Antwort anbietet, muss jeder für sich entscheiden,
ob er glaubt, dass es sich um ein natürliches Ereignis handelt oder um menschliche Manipulation.
.
Jedoch verbleibt die Frage, warum es sich vor allem um ein deutsches Phänomen handelt.
bedeutet auf Latein:
Seele, dem Mond zugehörig
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