friedhöfe im Mittelalter
Wer die Sache ganz nüchtern betrachtet, wird sich fragen, was an dem Thema "Friedhöfe im Mittelalter" so interessant sein soll.
Schließlich können die Bewohner dieses Hofes sich nicht einmal mehr bewegen.
Nun, in diesem Blogartikel werde ich offenbaren, dass sie sich sehr wohl bewegen können. Und es kommt ein Delfin darin vor.
Interesse geweckt?
Bevor wir uns damit befassen, blicken wir zurück zum Anfang der Friedhöfe.
In der Antike und Völkerwanderungszeit ließen sich die Germanen auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands verbrennen oder beerdigen.
Durch das Christentum wurde die Feuerbestattung verboten. Erst seit dem 19ten Jahrhundert können wir wieder frei wählen, ob wir uns verbrennen lassen wollen. Also, nach dem Tod natürlich.
Auf dem Land wurden sie seit dem Beginn des Christentums rings um die Kirche angelegt.
In der Stadt fanden die Gräber anfangs auch um die Pfarrkirche Platz. Mit der wachsenden Bevölkerung allerdings wurden sie auch um die übrigen Kirchen angelegt.
Jedoch gab es auch außerhalb der Stadt Friedhöfe. Jener in der Nähe von Köln an der alten Römerstraße hieß Elendsfriedhof.
Denn es galt als Elend, fern der Heimat zu sterben.
Später durften dort auch Menschen begraben werden, die im Gefängnis gestorben oder hingerichtet worden waren.
Ebenso ungetaufte Neugeborene und Selbstmörder.
Auch Andersgläubige fanden dort ihren Ruheplatz.
Diese Strenge galt nicht als Bestrafung für die Toten oder deren Verbliebenen, sondern diente als Schutz, um die heilige Erde rein zu halten. Man fürchtete sogar, dass die Missetäter und Ungetauften zu Wiedergängern werden könnten.
Eine Art Zombie-Schutzmaßnahme also.
Doch die Toten ruhten nicht lange.
Aufgrund der zahlreichen Toten wurden die Gräber immer wieder genutzt.
Ich habe schon in vorherigen Blogartikeln erwähnt, dass die Menschen des Mittelalters bereits recycelt haben, das war in diesem Fall nicht anders.
Sobald das Fleisch von den Knochen verfault war, wurden diese aus den Gräber entnommen und wieder benutzt. Also die Gräber, nicht die Knochen. Diese wurden in Beinhäusern aufgestapelt.
Für die meisten klingt das grauenvoll.
Ich bin in Griechenland aufgewachsen, meine Nachbarn auf der östlichen Seite waren die Ruhenden auf dem Friedhof. Bei den Griechen ist es bis heute ganz gewöhnlich, die Toten nach einigen Jahren auszugraben und im Beinhaus aufzubewahren.
Ein bisschen moderner sind sie jedoch geworden, es wird Badreiniger mitgenommen, um die Knochen sauber zu schrubben.
Und den Verstorbenen zieht man am besten Nylonsocken an, diese zersetzen sich auch nach mehreren Jahren unter der Erde nicht. So muss man beim Ausgraben nicht die ganzen kleinen Knochen der Zehen zusammenscharren und hat sie so schön verpackt wie in einem Beutel.
In diesem Blogartikel möchte ich nicht näher auf die Bestattung selbst eingehen.
Das ist ein anderes Thema, das ich gewiss in einem seperaten Blogartikel vertiefe werde.
Nur so viel:
Die Reichen haben die Gräber ihrer Verstorbenen mit prunkvollen Steinen und Denkmälern geschmückt.
Die Ärmeren mussten sich mit einem Holzkreuz begnügen.
Viele konnten sich selbst die Bestattung nicht leisten und mussten auf die Unterstützung eines Stifters hoffen, der damit sein eigenes Seelenheil verbessern wollte.
Leider ließ sich ein Stifter nicht immer auftreiben. So wurde nicht selten ein Toter heimlich in der Dunkelheit aus dem Haus geschafft und außerhalb der Stadt begraben.
Auch Gärten, Höfe und Keller wurden in der Not als Grabstätte genutzt.
Vielleicht kommt daher der Spruch „Leichen im Keller haben“.
Erfuhr jedoch der Rat davon, musste man mit harten Strafen rechnen.
Schließlich musste sachgemäß festgestellt werden, ob kein Verbrechen vorlag.
Friedhöfe brachten nicht nur den Toten Frieden, sondern waren seit jeher Zuflucht für Asylsuchende.
Niemand durfte jemanden auf geweihter Erde töten.
Das würde besagte Erde nämlich entweihen.
Es gab allerlei weitere Dinge, die den heiligen Boden seiner Heiligkeit beraubten.
Nach der Gesetzgebung von Bonifaz III. und Gregor IX. war ein Gottesacker außerdem entweiht, wenn männlicher Samen auf ihn fiel. Darüber, wie nun jener männliche Samen dorthin gelangt, möchte ich jetzt keine Spekulationen anstellen.
Dieser Passus wurde erst 1917 gestrichen.
Was jetzt aber nicht zu etwaiger Unzucht
auf dem Friedhof animieren soll.
Was ist aber jetzt
mit den versprochenen bewegenden Leichen?
Zugegeben an den Toten selbst ist weniger interessant als uns Horrorfilme weiß machen wollen.
Abgesehen von Verwesen tun sie nicht viel.
Manch einer mag dabei noch stöhnen, aber das war es dann.
Doch im Mittelalter, bevor es entsprechende Vorschriften gab, durfte jeder frei wählen, wie tief er den Verstorbenen begrub.
Ich weiß nicht, ob manche es sehr eilig hatten oder es schnell hinter sich bringen wollten, jedenfalls hatte einige Tote ein ziemlich niedriges Grab.
So flach, dass manchmal sogar eine Hand aus der Erde herausragte, so unglaublich das auch klingen mag.
Mit fortschreitender Verwesung versackte die Leiche, ab und zu auch ziemlich abrupt. Durch die herausragende Hand war das dann ziemlich gut zu sehen. Wahrscheinlich der Ursprung für allerlei Gruselgeschichten.
Zum Glück wurde ein Erlass verordnet, der die Mindesttiefe eines Grabes festlegte.
Sie betrug fortan eine Elle oder auch alternativ die Höhe der zu bestattenden Person.
Und was ist jetzt mit dem Delfin?
Ja, was ist mit dem Delfin?
Das fragen sich die Wissenschaftler heute noch, die den Knochenfund eines Tümmlers in einem mittelalterlichen Grab gemacht haben.
Delfine standen bei den Isländern auf dem Speiseplan, doch dieses Tier wurde nach Sitte begraben, selbst nach christlicher Manier nach Osten ausgerichtet und das in der Nähe eines klösterlichen Schreins.
Gegenwärtig werden die Knochen untersucht in der Hoffnung, dass sich mehr Antworten ergeben.
Welchen unheimlichen Fund machten Grabräuber im Mittelalter?
Welcher Platz zur Totenruhe war heiß begehrt und warum?
Die Antworten und vieles mehr erfährst Du im zweiten Teil des Blogartikels!
Schaurige Grüße
Und bis bald!
bedeutet auf Latein:
Seele, dem Mond zugehörig
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