verhütung im mittelalter
Geburten wurden im Mittelalter
ganz anders betrachtet als heutzutage.
Die katholische Kirche verbreitete hartnäckig den Glauben,
dass der Empfang oder auch nicht Empfang eines Kindes
gänzlich dem Willen Gottes oblag.
Als einzige Möglichkeit, auf gottgerechte Art eine Schwangerschaft zu vermeiden, galt Keuschheit.
Das ist wohl die Verhütungsart, die beiden Geschlechtern am wenigsten gefällt.
Die Kirche verteufelte jegliche Art der Verhütung. Geplant kinderlose Ehen galten als Prostitution.
Auch der Beischlaf durfte nicht frei nach Lust und Laune verübt werden.
Ehepaaren wurde von der Kirche angeordnet, mittwochs, freitags, samstags, an Weihnachten, Ostern, Pfingsten und die gesamte Fastenzeit über enthaltsam zu sein.
Und vor allem während der Menstruation der Frau, da sie zu dieser Zeit sowohl auf körperlich als auch auf spiritueller Ebene als unrein galt.
Somit wurde keine Verhütung seitens der Frauen und Männern im Mittelalter genutzt?
Jein.
Gewiss gab es einige streng Gläubige, die sich an die Dogmen der Kirche hielten.
Wiederrum gab es sicher einige, die es so wild trieben, wie es ihnen beliebte.
Und dann gab es noch unzählige, die sich aus finanzieller Not oder gesundheitlichen Gründen keine weiteren Kinder mehr leisten konnten und gewisse Vorkehrungen trafen.
Das Verhütungsmittel der ersten Wahl, bereits seit Urzeiten bekannt,
vollkommen kostenlos, brauchte keinerlei weiteren Materialien:
Coitus interruptus
was so viel bedeutet wie: abgebrochener Geschlechtsverkehr.
Bevor es zum Samenerguss kommt, zieht sich der Mann aus der Frau zurück.
Erste Berichte gab es im 9ten Jahrhundert.
Zu Beginn wurde diese Praktik jedoch hauptsächlich mit Zirkeln der Prostitution und geheimen Liebesaffären in Verbindung gebracht.
Die Methode fand aber rasche Beliebtheit und erreichte irgendwann auch die Ehebetten.
Besonders Paare in Armut, die kaum ihre bereits geborenen Kinder durchfüttern konnten, waren auf diese günstige und zumindest meistens effektive Verhütung angewiesen.
Kommen wir zu der grausamsten und schmerzvollsten Verhütungsart:
Abtreibung
Abtreibungen führten Kräuterweiber, Hebammen und Quacksalber durch.
Zu den pflanzlichen Abortiva gehörten Mutterkorn, Efeu, Gartenraute, Haselwurz, Petersilie, Rainfarn, Sadebaum, Salbei, Wermut und Malve.
Diese wurden entweder oral, vaginal oder äußerlich verabreicht.
Außer mit Rezepturen versuchte die Schwangere den Fötus abzutöten durch Sitzbäder, Aderlass, exzessive Bewegung, dem Heben schwerer Lasten, Massagen und Fasten- und Abführkuren.
Bei operativen Eingriffen starb nicht selten die Frau mit.
Neben Kräuter und Skalpell gab es noch unzählige Rezepte und Rituale von magischer Natur.
Kommen wir zu einer weit weniger grausamen Verhütungsart,
obwohl auch da jemand für sterben musste:
DAS KONDOM
Es gibt keine sicheren Befunde, dass im Mittelalter bereits Kondome benutzt wurden.
Wie gesagt, war das Thema Verhütung tabu und Dinge niedergeschrieben haben vor allem die Mönche, für die sogar der Gedanke an Geschlechtsverkehr als Sünde galt und gebeichtet werden musste.
Zum ersten Mal wurde von Casanova im 18ten Jahrhundert berichtet, dass er Kondome benutzte. Jedoch nicht aus Gründen der Empfängnisverhütung, sondern um sich vor der gefürchteten Syphilis zu schützen.
Wenn Kondome benutzt wurden, dann waren diese aus Schafsdärmen, Leder, Fischblasen oder anderen tierischen Membranen hergestellt.
Kommen wir zu einer weiteren, wahrscheinlich sehr gängigen Methode:
Die Vagina samenunfreundlich gestalten
Mittels Kräutersitzbäder und Ausspülungen vor und/oder nach dem Akt konnte anscheinend ziemlich zuverlässig eine Empfängnis verhindert werden.
Es gab zahlreiches Wissen rund um dieses Thema, jedoch ist es verloren gegangen, da es mündlich von Frau zu Frau übertragen wurde und nie irgendwo niedergeschrieben wurde.
Die nächste Methode war von Seiten der Kirche
und der Gesetzgebung noch verwerflicher:
Analverkehr
Auf jeden Fall ein sicherer Weg nicht schwanger zu werden.
Wurde man jedoch bei dieser „Verhütungsart“ erwischt, drohte Kerker oder gar die Todesstrafe.
Zuletzt möchte ich noch mit einem Vorurteil aufräumen, nämlich dem
KEUSCHHEITSGÜRTEL
Erwähnung fand der Keuschheitsgürtel zum ersten Mal um 1400 in Padua.
Nicht belegt ist, ob es für die Enthaltsamkeit der Frau gedacht war oder es sich um ein Sexspielzeug handelte. Auszuschließen ist nicht, dass es sich auch um ein Straf- und Folterwerkzeug handelte.
Erst im sechzehnten Jahrhundert soll der Keuschheitsgürtel massenhaft produziert worden sein, also NACH dem Mittelalter.
Zum Abschluss möchte ich euch die Verhütungsart dieser Dame vorstellen, die ich jedoch nicht zur Nachahmung empfehle.
Vor allem blöd, wenn man als Königin von seiner Majestät dabei erwischt wird wie in dieser Illustration.
Wenn es mal wieder schwierig wird mit der Keuschheit, kann man auch einen feuerspuckenden Dämon anheuern, der dazwischen geht, wenn es zu heiß wird.
In diesem Sinne bleibt schön brav!
bedeutet auf Latein:
Seele, dem Mond zugehörig
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