wolfSzähmung
Lässt sich ein Wolf zähmen?
Ein Wolf ist doch nur ein großer Hund, oder nicht?
Und Hunde sind des Menschen beste Freunde.
Kann dann nicht auch der große, böse Wolf
abgerichtet werden?
Es scheint logisch.
Schließlich sind es Tiere aus der gleichen Familie.
Wissenschaftler haben sogar herausgefunden, dass die Gene von Wölfen und Hunden erstaunlich ähnlich sind.
Dennoch ist es trotz der Ähnlichkeiten sehr schwer, Wölfe zu domestizieren.
Bei so einem ähnlichen genetischen Hintergrund haben sich Wissenschaftler schon lange gefragt, warum Wölfe immer wild bleiben, während Hunde die Rolle des besten Freundes der Menschen einnehmen.
Neue Forschungen haben einige Hinweise zu diesem Mysterium erbracht.
Die Evolutionsbiologin Kathryn Lord setzt eine neue Theorie auf.
Der Unterschied zwischen Wölfen und Hunden soll von ihren ersten Sinneseindrücken kommen und wie sie sozialisiert wurden kommen.
Jedes Tier geht durch eine kurze Periode dieser sogenannten Sozialisierung.
In dieser Zeit können ihnen verschiedene Dinge vorgestellt werden, wie Tiere, Gerüche und Erfahrungen, mit denen sie ihr Leben lang konfrontiert werden.
Nach der Sozialisierung schließt dieses Zeitfenster, neue Dinge verursachen eine Angstreaktion.
Der Schlüssel zwischen dem Unterschied zu Wölfen und Hunden mag im Zeitfenster der Sozialisierung liegen.
Forscher nehmen an, dass Wölfe weit früher eine Sozialisierung als Hunde erfahren.
Aber warum macht das einen Unterschied?
Wenn Wölfe und Hunde noch sehr jung sind, entwickeln sie als erstes ihren Geruchssinn.
Danach verstärkt sich ihr Gehörsinn, gefolgt von ihrer Sicht.
Wenn sich bei den Wölfen das Zeitfenster für die Sozialisierung öffnet, können sie wahrscheinlich nur riechen.
Während sie versuchen, ihre Welt zu entdecken, können sie nichts hören oder sehen.
Sobald sich das Zeitfenster schließt und sich ihr Gehör- und Sehsinn entwickeln, verursachen die neuen Geräusche und Bilder Angstreaktionen.
Das könnte erklären, warum es so schwer ist, einen Wolf zu zähmen.
Bei Hunden dagegen beginnt die Sozialisierung nachdem sich ihr Gehör- und Sehsinn ausgeprägt hat.
Somit verspüren sie kaum Angst bei dem, was sie sehen oder hören in ihrem jungen Leben, sodass sie keine Furcht gegenüber Menschen oder anderen Tieren entwickeln.
Wie haben die Menschen es dann geschafft,
aus dem Wolf eine zahme Hunderasse zu züchten?
Die beste Freundschaft des Menschen begann vor 11.000 Jahren, das war, bevor Landwirtschaft genutzt wurde, und die Menschen noch als Jäger und Sammler ihre Nahrung suchten.
Die Frage ist immer noch ungeklärt,
ob der Mensch den Wolf gezähmt hat
oder der Wolf sich selbst.
Im ersten Szenario blieben Wölfe in der Nähe von Menschen, um die übrig geblieben Knochen und Fleischreste zu fressen, ähnlich wie städtische Füchse heute.
Möglicherweise haben die Menschen diese freundlich gesinnten Wölfe geduldet, da sie andere gefährliche Tiere auf Abstand hielten oder gar töteten.
Das führte dazu, dass sich der Wolf in zwei Rassen teilte. Eine Rasse, die sich den Menschen zugehörig fühlte, und eine, die nach wie vor die Wildnis bevorzugte.
Im zweiten Szenario haben Menschen verlassene Wolfswelpen großgezogen.
Wenn Wölfe noch im Zeitfenster ihrer Sozialisierung in Kontakt mit Menschen kommen, lassen sie sich relativ erfolgreich domestizieren.
Nichtsdestotrotz handelt es sich nach wie vor um Vermutungen. So bleibt der Wolf mit seinem wilden Herz nach wie vor ein Mysterium.
In diesem Sinne: Bleibt wild!